#stoptheisolation – Warum in einen Solidaritätshungerstreik treten?

Ein Gastbeitrag von Young Struggle

Über 400.000 Menschen stapeln sich in den Isolationsgefängnissen des türkischen Faschismus. Ihr Ziel: Die gefangene Person physisch und psychisch brechen. Vor allem Sozialist:innen, Antifaschist:innen, Frauen, LGBTI+ und Umweltaktivist:innen stehen im Fadenkreuz des türkischen Staates. Revolutionär:innen der ESP, SGDF und SMK sitzen aufgrund von Banalitäten und absurden Vorwürfen, wie dem Verkauf von legalen politischen Zeitungen, in den Isolationsgefängnissen und haben sich in einen unbefristeten Hungerstreik begeben. Der „Budapest Komplex“ beschreibt eine Welle von Inhaftierungen aufgrund mutmaßlicher Angriffe auf ungarische Neonazis. Darunter auch Antifaschist:in Maja T.. Maja wurde rechtswidrig im Sommer 2024 nach Ungarn ausgeliefert und sitzt seitdem in Isolationshaft. Nach steigenden Repressionen in Haft und keiner Aussicht auf ein faires Verfahren ist Maja T. am 5. Juni in einen Hungerstreik getreten, der erst beendet wird, wenn Majas Forderung bewilligt wird. Maja fordert wiederholt die Rückführung nach Deutschland und den Prozess dort im Hausarrest weiterzuführen.

In einer Welt, in der Unterdrückung, Ausbeutung und staatliche Repression zum Alltag gehören, greifen viele Aktivist:innen weltweit zu einer der radikalsten, aber auch wirksamsten Formen des Widerstands: dem Hungerstreik. Dieser freiwillige Verzicht auf Nahrung ist mehr als ein persönliches Opfer – er ist ein kollektives Zeichen der Stärke, der Verzweiflung und der Hoffnung zugleich. Besonders im Kontext internationaler Solidarität und antifaschistischer Kämpfe ist der Hungerstreik ein Mittel, das Gehör verschafft, wo Schweigen herrscht.

Hungerstreik als politische Waffe

Ein Hungerstreik ist kein Ausdruck von Schwäche, sondern ein bewusster, politischer Akt. Menschen, die sich dazu entschließen, nutzen ihren eigenen Körper als letztes Mittel, um auf Missstände aufmerksam zu machen – seien es politische Gefangenschaft, staatliche Willkür oder die Unterdrückung von Bewegungen. Ein Hungerstreik betrifft nicht nur die unmittelbar Beteiligten. Er ist ein Aufruf an uns alle, hinzuschauen und Stellung zu beziehen. Gerade wir als antifaschistische Jugendliche müssen verstehen: Der Kampf gegen Faschismus, Patriarchat und Kapitalismus ist international. Wenn irgendwo auf der Welt Menschen ihre Körper einsetzen, um für ihre Rechte zu kämpfen, dann ist es unsere Pflicht, diesen Kampf zu unterstützen – durch Öffentlichkeit, durch politische Arbeit, durch Aktionen.

Internationale Solidarität heißt, Grenzen zu überschreiten – im Denken, Fühlen und Handeln. Es bedeutet, dass wir erkennen: Der Kampf einer kurdischen Aktivistin in einem türkischen Gefängnis, der Protest eines palästinensischen Studenten im israelischen Militärgefängnis, der Widerstand eines Geflüchteten im europäischen Abschiebelager, der Hungerstreik von Antifaschist:in Maja in Ungarn – all das geht uns etwas an.

Ein Teil dieser Verantwortung kann auch bedeuten, selbst radikale Schritte zu gehen, wenn es notwendig ist – als Ausdruck unserer Entschlossenheit und Solidarität. Wir, der Europäische Dachverband der Arbeitsmigrant:innen AVEG-KON, der Sozialistische Frauenbund SKB, die Sozialistische Jugendorganisation Young Struggle und die Plattform Stimme der Gefangenen TSP haben deswegen beschlossen, in einen solidarischen Hungerstreik zu gehen. In 7 Städten aus Frankreich, Deutschland, Österreich und Großbritannien werden jeweils 2-tägige Hungerstreiks durchgeführt. Aus einer bereits seit dem 24. Mai andauernden Kampagne gegen die Isolation politischer Gefangener in der Türkei haben wir mit dem Hungerstreik von Maja unsere Forderungen nun erweitert. Derzeit findet der Hungerstreik in Frankfurt gemeinsam mit der Jugendorganisation YDG (Neue Demokratische Jugend) vom 09.-11.06. statt.

Der Hungerstreik ist kein Ziel, sondern ein Mittel. Aber es ist ein Mittel, das uns zeigt, wie weit Menschen bereit sind zu gehen, um für Gerechtigkeit zu kämpfen. Daher möchten wir dazu aufrufen, sich dieses Mittels des Protests anzunehmen, um den Forderungen von Maja und den politischen Gefangen dieser Welt im Kampf gegen die Isolation neues Gehör zu verschaffen.

Freiheit für alle politischen Gefangenen!